
Lektion 4: Fremdbeobachtung

Wenn du die Selbstbeobachtung schon gut eingeübt hast, kannst du gleichzeitig Selbst- und Fremdbeobachtung üben. Das ist anspruchsvoller, weil du deine Aufmerksamkeit und dein Bewusstsein an beiden Orten haben musst. Sowohl bei dir wie auch beim anderen. Wenn du nur bei dir beobachtest, kann es sein, dass du den anderen nicht wahrnimmst, was er wirklich ist. Oder umgekehrt: du nimmst den anderen gut wahr, willst ihm gerecht werden, aber dir selbst nicht.
Diese Lektion beinhaltet Wertschätzung für beide. Gleichviel für beide.
Übung mit Pferd
Du gehst zu einem Pferd und fühlst dich in es hinein, schaust, wie es drauf ist und wie es dir begegnet. Gleichzeitig nimmst du wahr, wie du darauf reagierst, je nachdem, was das Pferd macht. So nimmst du auch wahr, welche Muster in dir ablaufen und kannst diese gleich korrigieren oder umschreiben. Fange an, etwas mit dem Pferd zu tun. Reite es zum Beispiel. Bist du dann nur in Gedanken versunken? Zum Beispiel, was du danach noch Einkaufen musst. Oder zu Hause zu tun hast? Dann reitet eine leere Hülle auf dem Pferd, denn du bist in den Verstand weg getreten. Das Pferd kann dann machen, was es will, denn DU bist ja gar nicht mehr da, auch wenn der Körper noch drauf sitzt. Also komm wieder zu dir in deine Selbstbeobachtung und fühle die Verbindung zu deinem Pferd in jedem Moment. Nimm seine Geräusche wahr, fühle seine Bewegungen, seinen Ausdruck. Vergleiche, wie das ist, wenn du im Verstand hockst oder eben in der Wahrnehmung zu Hause bist.
Schreibe es dir auf und probiere es beim nächsten Mal wieder aus. Auch das ist eine tägliche Übung. Wenn du dir sagst, dass du heute nicht übst, und lieber in deinen Gedanken bist, morgen aber schon wieder, dann ist das Pferd verunsichert, weil du nicht glaubwürdig bist und nicht konsequent. Das heisst keine Leitstutenführung. Diese ist immer präsent
Übung ohne Pferd
Triff dich mit einem Menschen und tue das gleiche, wie mit dem Pferd. Höre nicht nur auf die Worte, die der Mensch ausspricht, sondern höre hinter die Worte, wie es sich anfühlt, wie er dabei fühlt. Mache das gleiche mit dir, wenn du mit ihm sprichst. Sage nicht nur Sätze, sondern nimm dir Pausen zwischen den Worten, um genau das auszudrücken, das du fühlst und dem Gegenüber mitteilen möchtest.
Das ist Kohärenz. Du drückst über Worte das aus, was in deinem Innen ist. Du überspielst nichts, lügst nicht und nimmst auch im anderen wahr, ob er kohärent ist. Ohne dies zu werten, nur um es bewusst zu wissen.
Schön ist es, wenn du diese Übung mit einem bewussten Menschen machst in der Absprache, dass ihr das zusammen übt und danach gegenseitig rückmeldet.
Das macht Freude und ist wertschätzend.