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Lektion 6: Die weibliche Energie (Leitstute)

In einer Pferdeherde teilen sich Leitstute und Leithengst die Führung. Obwohl es in der Regel nicht nur eine Leitstute gibt, sondern auch Hilfsleitstuten, so rede ich von Der Leitstute, um dir auf einfache Weise weibliche Führung zu erklären.
Die Leitstute zeichnet sich dadurch aus, dass sie die „unsichtbare“ Kraft der Herde ist. Sie hat die innere Stärke und Weisheit, die ganze Herde zusammen zu halten. Sie hat die beste Intuition, weiss wo Futter und Wasser für die Herde ist und welcher Weg dorthin führt. Meist geht sie der Herde voran und die Herdenmitglieder folgen ihr in vollem Vertrauen. Die Leitstute hat ein sehr grosses, klares Energiefeld, worin sich jeder wohl fühlt, sowohl Pferde als auch Menschen. Wenn sie Regeln herstellen muss, tut sie das mit energiesparenden Mitteln, meist reicht ein Ohr anzulegen. Sie kann aber auch durchgreifen, wenn es sein muss. Ihr Erscheinungsbild ist – wider Erwarten vieler Menschen – total unauffällig. Sie hat es nicht nötig, im Vordergrund zu stehen. Das ist nicht ihre Rolle.
Aber aufgepasst: sie versteckt sich auch nicht. Sie hat absolut nichts zu verstecken, denn sie steht vollkommen zu ihrer Stärke. Sie glänzt durch das stille Sein, eine unglaubliche Präsenz, durch das in sich geborgen fühlen, durch ihre klare Liebe.

Alle diese Attribute sind Qualitäten der weiblichen Kraft. Das heisst, auch Du, egal ob Mann oder Frau, bist gefragt, diese Qualitäten zu entwickeln. Immer dann, wenn du mit einem Pferd etwas tust und in seinen Augen dessen Leitstute sein sollst. Zum Beispiel wenn du es am Führstrück führst.
Eine Leitstute erscheint immer „weich“. Auch wenn sie die Klarste der Herde ist und mal einen Schlag austeilen kann. Sie macht das nur, weil es nötig ist, nicht, weil sie egoistisch ist. Sie wirkt nicht hart, sonst ist sie nicht Leitstute. Die weibliche Energie kann sich erlauben, weich zu sein, weil ihr innerster Kern stabil, gefestigt ist. Dieser innere Kern ist der Kern der Klarheit. Er fühlt sich an wie eine klare Linie, die messerscharf ist. Es gibt da kein „vielleicht, ja aber, ein bisschen“. Da ist es, oder es ist nicht. Ist dieser Kern gefestigt, hält er das ganze Gerüst zusammen und das Aussen kann weich werden. Ähnlich einer Wirbelsäule.
Also innen stabil, aussen weich.
Dieser Kern ist das Männliche im Weiblichen. Wenn du das Yin-Yang-Zeichen kennst, so ist es der weisse Punkt im Schwarzen.

Du siehst, es ist nicht möglich, das Weibliche vom Männlichen zu trennen, denn es bedingt sich. Etwas Weibliches ohne Männliches ist zu instabil, zu weich. Es wird weg gedrängt werden. Etwas Männliches ohne Weibliches ist zu hart.
Bedenke nun, dass beide dieser Energien auch in dir vorkommen. In allen Menschen.

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Probiere aus:

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Überlege dir, wo du dich in dem Ganzen siehst. Welche Art von Weiblichkeit lebst du? Wie sieht es aus mit dem stabilen Kern?
 
Welche der oben genannten Eigenschaften der Leitstute hast du gut, weniger gut, oder gar nicht ausgebildet?
Welchen Eigenschaften möchtest du noch mehr auf die Spur kommen? Was steht dir da im Weg?
 
Mit dem Pferd

Führe ein Pferd am Halfter irgendwo hin. Beobachte dabei, wie du dich fühlst. Beobachte, ob du einfach so gedankenlos vor dich hin läufst, und du es selbstverständlich findest, dass das Pferd mitkommt. Falls das so ist, hat das Pferd keine Leitstute. Sie ist nicht „da“. Manchmal schweifen wir nur gedanklich ab, manchmal verlassen wir sogar den Körper. Da laufen wir Gefahr, überrannt zu werden. Führe das Pferd noch etwas weiter und versuche deinen Körper, insbesondere die Füsse und deine Rückseite dabei zu spüren. damit du sicher bist, dass du darin verankert bist. Wenn das im Laufen nicht gelingt, gehe zur Übung in Lektion 2 mit dem Energiefeld.

Falls das Pferd stehen bleibt, frage dich, ob du mit deiner Präsenz weg warst. Falls es nicht mehr anlaufen will, frage dich, ob du weisst, wohin du willst und du dir sicher bist, dass du es „verdienst“, dass man dir nachläuft.
Oft fehlt es uns an Selbstliebe. Man hält sich nicht für gut genug oder würdig, dass einem gefolgt wird, ohne dass man dafür etwas tun muss. Falls das eines deiner Muster ist, probiere es im Alltag zu erkunden und sage dir immer wieder, dass du NICHTS tun musst, um geliebt zu werden.

Auch diese Lektion habe ich sehr kurz zusammen gefasst. Die Weiblichkeit in dir auszubilden, braucht Zeit. Und vor allem: sie braucht die Heilung mit dem Männlichen. Ansonsten wirst du nicht voran kommen. Deshalb schauen wir das Männliche in der nächsten Lektion an.

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